"Den öffentlichen Nahverkehr stärken – viele sind gefordert"

29.01.2019 | OB Daniel Rapp nimmt Stellung.

 

Die Fraktionen der CDU und der Grünen im Gemeinderat haben Ende des vergangenen Jahres Anträge zur Stärkung des ÖPNV durch Verbesserung der Tarife, der Taktung und Linienführung gestellt. Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp ging in seinem Antwortschreiben vom Januar 2019 ausführlich auf die beiden Anträge ein. Hier Auszüge daraus.

"Im Rahmen der Diskussionen zum Thema „Saubere Luft“ wurde deutlich, dass der Ausbau des ÖPNV ein wichtiger Baustein ist, um den Individualverkehr und damit die Schadstoffbelastung in Ravensburg zu reduzieren. Durch ein attraktives Fahrplanangebot und günstige Tarife werden Anreize geschaffen, den Modal Split zu Gunsten des ÖPNV zu erhöhen. Deshalb bin ich der Meinung, dass der Ausbau des ÖPNV eine wichtige kommunale Aufgabe in den nächsten Jahren sein wird und hierfür auch mehr Geld im städtischen Haushalt bereitgestellt werden muss. Dabei wird es nicht nur darum gehen, Entscheidungen der Vergangenheit zu hinterfragen, sondern auch Neues zu wagen.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 wurden Linienführungen im stadtbus Ravensburg Weingarten geändert und die Taktung auf 15 Minuten vereinheitlicht, was auch die Umläufe der Busse und die Anschlüsse verbessert hat. Das System hat sich insgesamt bewährt. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass damit in der Hauptverkehrszeit auf der Linie 1 eine Verschlechterung eingetreten ist, weil der Takt von 10 auf 15 Minuten reduziert wurde. Das ursprüngliche Fahrplankonzept des Jahres 2015 sah eine Verdichtung des 15 Minutentakts auf 7,5 Minuten in den Hauptverkehrszeiten von Montag bis Freitag vor. Diese Fahrplanverdichtung wurde aber aus Kostengründen nicht umgesetzt, weil der Haushalt der Stadtwerke konsolidiert werden sollte. Ich schlage vor, diese Verbesserung zum Fahrplanwechsel Ende 2020 umzusetzen. Natürlich werden durch diese Taktverdichtung erhebliche Kosten entstehen, die im Einzelnen in den zuständigen Gremien noch zu beraten und beschließen sind.

Ein wichtiger Baustein zur Erschließung zusätzlicher Fahrgastpotentiale auf Markung Ravensburg ist die Erarbeitung von Mobilitätskonzepten für neue Wohnquartiere wie z. B. in der Wangener Straße. Das Fahrplanangebot auf dem Streckenabschnitt Ravensburg Bahnhof bis Knollengraben soll verdichtet werden, um mehr Fahrgäste aus Knollengraben zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen und dadurch die Wangener Straße vom Individualverkehr zu entlasten. Ziel ist es, gemeinsam mit den Gemeinden Grünkraut und Bodnegg eine Fahrplanverdichtung bis Bodnegg umzusetzen und gemeinsam zu finanzieren. Außerdem müssen weitere Haltstellen geschaffen werden.


Die Ravensburger Ortsteile Bavendorf, Dürnast und Wernsreute sowie das Gewerbegebiet Erlen können von der Einführung der geplanten Regiobuslinie Konstanz- Ravensburg profitieren. Bei Umsetzung des Konzepts ist an allen Wochentagen ein Stundentakt von frühmorgens bis nachts vorhanden. Voraussetzung für die Einführung ist die Sicherstellung der Finanzierung des Defizits durch das Land und die Landkreise die von der Regiobuslinie profitieren. Das bisherige Fahrtenangebot zur Bedienung der Ravensburger Ortsteile bleibt in Hauptverkehrszeiten zusätzlich erhalten bzw. soll durch einen Anmeldeverkehr in Schwachlastzeiten ergänzt werden.
Der Bereich Oberschwabenhalle/Eissporthalle/Hähnlehofstraße wird derzeit nicht direkt von einer Buslinie angefahren. Das vor Jahren erarbeitete Konzept einer geänderten Linienführung der Linie 5, mit Bedienung dieses Gebiets durchgehend im Halbstundentakt, sollte zur Attraktivitätsteigerung umgesetzt werden.

In der Gemeinde Berg sollen mehr Fahrgäste durch ein neues ÖPNV- Konzept gewonnen werden. In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob nicht die Gemeinde Berg über den BOB Bahnhof Weingarten/Berg auch direkt an Weingarten angebunden wird.

Die Einführung einer vergünstigten Jahreskarte halte ich für ein sinnvolles Instrument, um ganzjährig mehr Umsteiger vom Individualverkehr auf den ÖPNV zu bekommen. Durch mehr Jahreskarteninhaber erhöht sich zudem die Abwicklungsgeschwindigkeit auf den Buslinien, da Bezahlvorgänge entfallen. Ein attraktiver Tarif wäre die Einführung einer Jahreskarte für
365 Euro, sozusagen ein ganzjähriges 1-Euro-Ticket. Ein solches Angebot haben auch andere Städte ihren Bürgern bereits gemacht. Da in der gesamten stadtbus-Zone ein einheitlicher Tarif gilt, ist die Einführung von vergünstigten Tarifen nur für die stadtbus-Zone im Gesamten sinnvoll. Derzeit werden im stadtbus Ravensburg Weingarten ca. 2.000 Jahresabos verkauft. Das Jahresabo Erwachsene kostet ab 1.1.2019 pro Jahr 476,40 Euro. Bei einer Tarifabsenkung auf 365,00 Euro pro Jahr ergibt sich eine Differenz pro Jahresabo von 111,40 Euro, die den Verkehrsunternehmen auszugleichen ist. Ziel muss es sein, durch dieses attraktive Angebot deutlich mehr Fahrgäste mit einem Jahresabo zu gewinnen. Sollte es gelingen, ca. 30 Prozent mehr Jahresabos abzusetzen, dann bräuchte es keine jährlichen Ausgleichszahlungen. Andernfalls sind die Einnahmeausfälle von den Wohnortkommunen zu finanzieren. Ich schlage vor, dieses Tarifmodell zeitnah im Gemeindeverband Mittleres Schussental und mit der Gemeinde Grünkraut zu diskutieren.

Für Schüler ist derzeit noch kein Jahresabo im stadtbus erhältlich. Damit die Schüler die gleichen Vorteile wie die Erwachsenen bekommen, soll geprüft werden, zu welchen Konditionen die Einführung eines Jahresabos für Schüler umgesetzt werden kann. Dies ist allein auch schon auf Grund gesetzlicher Vorgaben zwingend erforderlich.

Auch die Einführung eines Kurzstreckentarifs für Gelegenheitsfahrgäste ist ein häufig geäußerter Wunsch. Die Geschäftsführung des Verkehrsverbundes bodo wurde in der Aufsichtsratssitzung am 24.10.2018 beauftragt, ein Konzept für die Einführung eines Kurzstreckentarifs mit einer Umsetzungsstrategie zu entwickeln sowie einen Modellversuch zu prüfen. Aus Sicht der Stadt Ravensburg besteht Interesse an einem Modellversuch zur Einführung eines Kurzstreckentarifs im stadtbus Ravensburg Weingarten.


Die Anträge haben Auswirkungen auf die Zielvorgabe der Konsolidierungsstrategie der Stadtwerke, wonach das Defizit in der Sparte ÖPNV rd. 800 T€ pro Jahr nicht übersteigen soll. Bei einem Ausbau des ÖPNV und der Einführung von vergünstigten Tarifen ist diese Zielvorgabe nicht einzuhalten. Es ist mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. Nachdem der Haushalt der Stadtwerke bereits defizitär ist, hat die Finanzierung eines höheren Defizits über den städtischen Haushalt zu erfolgen. Ob für Verbesserungsmaßnahmen im Fahrplanangebot und bei Tarifabsenkungen Fördermöglichkeiten bestehen, werden wir noch detailliert prüfen.

Vor einer Behandlung in den Gremien sind noch einige Vorarbeiten und Abstimmungen erforderlich. Daher sehe ich eine erste Vorstellung des Konzepts im 2. Halbjahr 2019 in den neu gewählten kommunalen Gremien als realistisch an. Alle diese Themen können nur gemeinsam mit den Kommunen des GMS, dem Landkreis und den Gemeinden Grünkraut und Bodnegg bearbeitet werden. Für eine Umsetzung zwingend erforderlich ist die Bereitschaft in den Kommunen, den nicht durch Fahrgeldeinnahmen gedeckten Aufwand gemeinsam zu finanzieren. Hierfür wird sich die Stadt Ravensburg mit ganzer Kraft einsetzen."

Anträge der Fraktionen der CDU und der Grünen

Antrag der CDU-Fraktion zur Stärkung des ÖPNV

Antrag der CDU-Fraktion (PDF)


r. CDU RAVENSBURG

CDU Gemeinderatsfraktion


CDU-Fraktion Margarete Eger

Im Bergle 28
88213 Ravensburg


Herrn Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp Rathaus, Marienplatz 26
88212 Ravensburg

Ravensburg, den 09.10.2018

Antrag Stärkung des ÖPNV -
Verbesserung von Taktung und Linienführung des ÖPNV im gesamten Stadtgebiet



Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

der ÖPNV steht in Ravensburg regelmäßig in der Diskussion. Auch die CDU Fraktion kämpft schon lange für die Verbesserungen der Situation. So wartet insbesondere die Ortschaft Taldorf seit Jahrzehnten auf mit anderen Ortschaften vergleichbare regelmäßigere Busanbindung.

Das wiederholt zur Debatte gestellte 1 Euro-Ticket ist für die Menschen, die es nutzen können, eine gute Sache, kostet aber die Stadtwerke erhebliche Mittel. Im Prinzip sind diese Gelder im Sinne der Umwelt gut angelegt. Doch verbilligte Tickets nützen nichts, wenn es für viele Bürger zu wenige Busverbindungen gibt.

Eine Stärkung des ÖPNVs zur Verbesserung der Situation für die Einpendler, aber vor allem der Bewohner Ravensburgs gelingt nur, wenn Taktung und Linienführung flächendeckend ausreichend und ohne große Umwege gegeben sind. Auch dies wird Gelder benötigen, aber im Sinne einer Beteiligung aller Bürger ist diese Option zu bevorzugen. Solange noch Finanzmittel für den Ausbau der Verbindungen benötigt werden, ist dem Fahrgast ein der Streckenlänge angemessener Preis für seine Beförderung zumutbar.

Die CDU-Fraktion Taldorf hat in der Vergangenheit regelmäßig Anträge zur Ausweitung des ÖNPVs gestellt, um die Ortschaft besser zur Stadt anzubinden, den Anschluss an die BOB­ Bahn zu gewährleisten und ihren Bürgern zu ermöglichen, abends und am Wochenende Veranstaltungen in der Stadt zu besuchen. Der Ortschaftsrat wurde immer wieder vertröstet, weil die Linie RV-Taldorf überregional in die Linie Konstanz-RV eingebunden sei. Nun wurde mitgeteilt, dass eine bessere Anbindung der Ortschaft von der Ber eitschaft des Landkreises Ravensburg, hierfür wie der Bodenseekreis auch Mittel einzubringen, abhängig sei.

Wir erwarten, dass der ÖPNV auch bei Schwachlaststrecken, die es in den Außenbezirken natürlich gibt, flächendeckend für alle Bürger der Stadt Ravensburg ausgebaut wird. Hierbei sind unabh ängig von der reinen Lini enbedienung innovative Ansätze zu prü f en.

Ein weiterer Hinderungsgrund für bessere Benutzung der Busse ist die Preisgestaltung. Gerade Kurzstrecken sind in RV unverhä ltnism äßig teuer. Hier sollte unbedingt mittels Kurzstreckentarifen nachjustiert werden

ÖPNV ist unter dem Aspekt Umwelt und Verkehr, aber auch besonders unter dem Aspekt Soziales - Hilfe für Familien, Jugend und Senioren - eine zentrale Aufgabe unserer Kommune. Dafür müssen wir uns ideell, aber auch und besonders finanziell stark einbringen.

Die CDU Fraktion im Gemeinderat beantragt daher

  • Auskunft der Stadtverwaltung zum Stand der Verhandlungen mit dem Landkreis bzgl. der überregionalen Anbindung im Hinblick auf erforderliche Summen und vorgeschlagene Erhöhung der Verbindungsfrequenz, insbesondere Sonn- und Feiertage sowie Abend- und Nachstunden.
  • Vorschlag der Stadtverwaltung zu innovativen Konzepten in Ergänzung zum RAB Busangebot und deren Finanzierun g.
  • Vorschlag der Stadtverwaltung zur Einführung eines Kurzstrecken-Bustarifes als Alternative zu einem generellen 1 € Ticket.


Mit freundlichen Grüßen

Ihre CDU-Fraktion

August Schuler
CDU-Fraktionsvsitzender 

Margret Eger
stellv. CDU-Fraktionsvorsitzende

Markus Brunner

Sprecher AUT Verkehr


Manfred Büchele
Sprecher AUT Umwelt

Antrag der Fraktion der Grünen

Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (PDF)


Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen


Stärkung des Umweltverbundes – Klimaschutz auf kommunaler Ebene

Die Verwirklichung der Verkehrswende auf kommunaler Ebene ist eine der wichtigsten Herausforderungen der Zukunft. Verkehrsreduzierung und Verlagerung eines Großteils des Individualverkehrs hin zum öffentlichen Nahverkehr wird den wichtigsten Beitrag zu Luftreinhaltung und zum Klimaschutz leisten.


Für die Attraktivität des Nahverkehrs ist neben einem angemessenen und einfachen Tarifsystem vor allem ein gutes Angebot wichtig. Kurze Fahrzeiten, kurze Wege zu den Bushaltestellen, gute Taktungen und Fahrkettenanschlüsse für Pendelnde sind entscheidend für die Akzeptanz des öffentlichen Verkehrs. Mit den aktuell zur Verfügung stehenden Finanzmitteln ist eine Qualitätsverbesserung nicht möglich. Damit Fahrgäste hinzugewonnen werden können, müssen die Mittel erhöht werden.


Die Mittel sollen einfließen in:


  • Erhöhung der Taktdichten auf stark frequentierten Linien wie dies im Rahmen der Einführung des neuen Taktfahrplans im Dezember 2015 vorgesehen war
  • Einführung zusätzlicher Linien, wo laut Einschätzung von Verkehrsexperten, zusätzliche Fahrgastpotentiale erschlossen werden können
  • Einsatz zusätzlicher Solobusse auf Linien, wo in der Vergangenheit Fahrgastrückgänge wegen überfüllter Busse festgestellt wurden
  • Sonderbusverkehre zum Gewerbegebiet Erlen während des Berufsverkehrs und bis zur Einführung eines Stundentaktes im Städteschnellbus Konstanz –Ravensburg
  • Komfortverbesserung durch Ausstattung weiterer Busse mit öffentlichem W-Lan


Als weiteres Ziel einer Anreizsetzung zu Gunsten des öffentlichen Nahverkehrs muss eine günstige und einfache Tarifstruktur weiterentwickelt werden


  • Einführung des 365-€-Tickets durch Zuschüsse an die Einwohner der Stadt Ravensburg
  • Einführung des Kurzstreckentarifs nach Verhandlungen mit den Bodo-Mitgesellschaftern (wie im Werksausschuss am 17.10.2018 beschlossen)


Die Stadt Ravensburg muss den Zuschussbedarf anpassen und Fördergelder beantragen. Die dann verbesserte Angebotsstruktur soll als Grundlage für die Ausschreibung der Verkehrsleistungen ab dem 1.1.2023 dienen. Als Ziel muss die Verdoppelung der Fahrgastzahlen angestrebt werden.


Der ÖPNV ist neben dem Rad-und Fußverkehr die wichtigste Säule umweltfreundlicherer Alternativen zum motorisierten Individualverkehr. Dieses Potenzial muss durch den Abbau von Zugangsschwellen weiter gehoben werden. Die Stärkung des Umweltverbundes ist eine zentrale Herausforderung damit Ravensburg attraktiv bleibt.


Ravensburg, 19.11.2018


Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 


Maria Weithmann

Mehr Busse und ein günstiges Jahresticket sollen dazu beitragen, dass mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen.
Mehr Busse und ein günstiges Jahresticket sollen dazu beitragen, dass mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen.

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