Verfolgung und Erinnerung in Ummenwinkel – Sinti und Roma in Ravensburg
Ein Gespräch über Ausgrenzung und Verfolgung der Ravensburger Sinti und Roma im Nationalsozialismus, über den Kampf um Erinnerung und über Sinti und Roma als Teil der Stadtgesellschaft.
Online-Podiumsgespräch als Matinée am Sonntag, 20.6. 2021, 11 Uhr
Zu
Beginn des 20. Jahrhunderts waren Sinti und Roma ein lange vertrauter Teil der
Ravensburger Stadtgesellschaft. Ab 1933 nahmen rassistische Ausgrenzung und
Schikanen ständig zu.
1937 errichtete die Stadt Ravensburg ein Zwangslager mit Namen „Ummenwinkel“.
Über 100 Männer, Frauen und Kinder aus Ravensburg wurden dorthin zwangsumgesiedelt
und lebten fortan zusammengepfercht in Baracken hinter Stacheldraht. Sie wurden
überwacht, schikaniert und durch Zwangsarbeit im städtischen Tiefbau, in der
Landwirtschaft, und in anderen Betrieben der Region ausgebeutet.
Am 13. März 1943 verschleppten Kriminalpolizei und lokale Polizisten aus dem
Lager 34 Kinder, Männer und Frauen. Sie wurden am 15. März 1943 vom
Ravensburger Bahnhof über den Güterbahnhof Stuttgart in das Vernichtungslager
Auschwitz deportiert.
Die
Überlebenden wurden bei ihrer Rückkehr wieder auf dem Gelände des ehemaligen
Lagers Ummenwinkel angesiedelt und blieben dort bis 1984 – ohne Strom- und
Wasserversorgung. Erst als eine Umgehungsstraße am ehemaligen Lager erbaut
werden sollte, wurde unweit davon ein neues Wohnquartier „Ummenwinkel“ vor den
Toren der Stadt angelegt.
Seit 1999 gibt es ein Mahnmal an der Ravensburger Jodokskirche, auf dem die
Namen von 29 ermordeten Ravensburger Sinti festgehalten sind. Es soll bald noch
mit weiteren, inzwischen bekannt gewordenen Namen ergänzt werden.
Am Ort des ehemaligen Zwangslagers hingegen erinnert bis heute nichts an diesen
Teil der Ravensburger Geschichte.
Über die Erinnerung an die Ausgrenzung und Verfolgung der Sinti und Roma in
Baden-Württemberg und insbesondere in Ravensburg in der Vergangenheit und die
Möglichkeiten einer gemeinsamen und gleichberechtigten Weiterentwicklung der
Erinnerungskultur in der Zukunft diskutieren
Sabine Mücke (Leiterin Museum Humpis-Quartier, Ravensburg), Daniel
Strauß (Vorstandsvorsitzender, Verband Deutscher Sinti und Roma,
Landesverband Baden-Württemberg), Simon Blümcke (Erster Bürgermeister
der Stadt Ravensburg), Heike Engelhardt (Preisträgerin
Rahel-Straus-Preis 2019, SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Ravensburg), Maria
Weithmann (GRÜNE-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Ravensburg), Magdalena
Guttenberger (Gedenkinitiative Mahnmal Ravensburg e.V. und Verband
Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg) und Christine
Stuhler-Seitel (1. Vorsitzende Gedenkinitiative Mahnmal Ravensburg e. V.).
Das Gespräch und anschließende Publikumsfragen werden von Dr. Tim Müller
(Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg) moderiert.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Die Zugangsdaten zur Videokonferenz erhalten Sie per E-Mail nach Anmeldung
unter: anmeldung@hotel-silber.de. Die Diskussion wird
gleichzeitig live auf dem Youtube-Kanal von RomnoKher übertragen.