Die Ausstellung widmete sich den späten 1970er-Jahren und 1980er-Jahre in Ravensburg. Diese zeitliche Wende war von weltpolitischen Ereignissen und Krisen geprägt: Kalter Krieg und atomare Bedrohung, die Umsetzung des NATO-Doppelbeschlusses durch die Bundesregierung mit der Stationierung von Mittelstreckenraketen in Mutlangen, die zweite Ölkrise, Umweltzerstörung, Luft- und Wasserverschmutzung sowie die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.
Die Ausstellung entstand als partizipatives Projekt mit über 50 Mitwirkenden: Unsere Recherchen und Sammlungstätigkeiten zu diesem Projekt förderten eine Vielzahl an Fotos, Filmen und persönlichen Erinnerungsstücken zusammen. Vor allem haben wir viele interessante Gespräche mit Zeitzeug*innen geführt, die diese Epoche miterlebt und mitgestaltet haben. Aus diesen Funden und Berichten haben wir nach und nach die Ausstellung entwickelt. Gezeigt werden zahlreiche Objekte aus Privatbesitz, Fotos und Plakate, ergänzt von Videoschnipseln und Audiofiles mit Zeitzeug*innen- Interviews und dem Sound der Zeit.
Wir danken allen, die mitgewirkt haben, Fotos, Dokumente und Dinge gesucht und gefunden und ihre persönliche Geschichte und Erinnerungen mit uns geteilt haben:
Albert Bauer, Peter Berger, Elvira Birk/Frauen und Kinder in Not e.V., Michael Borrasch, Wolfgang Braig, Matthias Bräuning, Jürgen Bretzinger, Heinz Bucher, Eckhard W. Dorner, Jörg Eberspächer, Wolfgang Engelberger, Klara Engl-Rezbach, Andreas Fanizadeh, Uli Feßler, Thomas Fischer, Christine Franke, Peter Frey, Richard Gerster, Mechtild Gräfin von Walderdorff, Dietmar Hawran, Werner Heinz, Ursula Hofheinz, Made Höld, Thomas Hoyer, Dietmar Hutzel, Werner Jäger-Franke
Ilse Landa, Renate Lau, Herbert Lippenberger, Elke Lippus, Manne Lucha, Heidi Ludewig, Jörg Mayer, Waltraud Mielke-Ruckh, Christine Moosherr, Irene Nägele, Liv Pfluger, Elsbeth Rieke, Hans Reinhard Rieß, Barbara Roth, Hans Ruckh, Joachim Scheible, Klaus Schneider, Regine Schröder, Karl Schweizer, Ingrid Sehle, Renate Sieburg, Anneliese Siegle-Brandl, Tanja Sommer-Mangold, Stadtarchiv Ravensburg, Karin Stübner, Hermann Vogler, Manfred Walser, Rüdiger Werner, Wynrich Zlomke
Über die Ausstellung:
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Frage danach, wie sich diese Epoche in Ravensburg widerspiegelt. Welche neuen Strömungen und Bewegungen kamen in Oberschwaben an? Wie wurden sie aufgenommen und was entstand neu vor Ort?
Den vorläufigen Befund zu diesem Jahrzehnt versuchen wir in unserem Ausstellungstitel im Dreiklang "Alltag, Apokalypse und Autonomie" einzufangen. Denn vielschichtig, teilweise unübersichtlich und widersprüchlich changiert das Jahrzehnt zwischen Angst und Aufbruch, Spaß und Protest, Kollektivität und individueller Freiheit, der Überwindung und der Beharrlichkeit von traditionellen Werten und Moralvorstellungen.
Erstmals ermöglichten neue Medien und Formate eine flächendeckende und schichtenübergreifende Versorgung mit Unterhaltung, Film, populärer Musik und neuen Trendsportarten. Von heute aus betrachtet am Ende des analogen Zeitalters, protestierten die Menschen 1983 gegen die Datenerhebung der Volkszählung, die Computertechnologie wurde überwiegend mit Skepsis betrachtet.
Im Aufbruch befanden sich die Frauen, die sich ihre Räume in der Stadt und in den politischen Gremien erkämpften, etwa mit den Demonstrationen zur "Walpurgisnacht" gegen Gewalt an Frauen oder der Grünen Frauenliste zur Gemeinderatswahl 1989. Auch die damals sogenannte Ökobewegung und die neu gegründete Partei Die Grünen, Atomkraftgegner*innen und die neue Friedensbewegung machten den gesellschaftlichen Wandel sichtbar. Außerdem veränderte sich das Gesicht der Stadt durch Sanierungsmaßnahmen, Neubau und den zögernden Abschied vom Konzept der autogerechten Stadt.
Eine vielfältige Jugend- und Musikkultur von Punk, über "Schwobarock" bis Pop breitete sich aus und war eng mit dem städtischen Jugendhaus verknüpft. Junge Menschen erprobten neue Lebensstile in Wohngemeinschaften, gründeten genossenschaftlich oder kollektiv organisierte Projekte und Netzwerk.
Die Ausstellung zeigte die Geschichte Ravensburger Frauen vom 18. Jahrhundert bis zur Erlangung des Frauenwahlrechts 1919. Sie widmete sich dabei der Frage, wie die Kategorie „Geschlecht“, ebenso wie Stand, Klasse und Herkunft, den Zugang zu politischen Rechten und sozialen Räumen definierte, sowie Herrschafts- und Machtverhältnisse prägte und stabilisierte.
Der Diskurs über Geschlechterrollen spiegelte sich in der jeweils zeitgenössischen Kunst und Literatur, sowie in Bildern oder Zeugnissen der materiellen Kultur, etwa Kleidungsstücken oder Gebrauchsgegenständen. Unterschiedliche Texte und historische Quellen, wie Gerichtsakten, Ratsprotokolle oder Tagebücher, wurden für die Ausstellung dramaturgisch bearbeitet, eingesprochen und waren in Form von Hörspielen und biographischen Skizzen zu hören.
Teil der Ausstellung war eine Fotoserie, die in Zusammenarbeit mit der Fotografin Claudia Casagranda konzipiert wurde. Sie thematisierte die Frage nach Selbst- und Rollenbild, Inszenierung und Wahrnehmung. Zu sehen waren aktuelle Portraits von Ravensburgerinnen, kombiniert mit historischen Gemälden und Fotografien aus der Sammlung des Museums und des Stadtarchivs in einer beziehungsreichen, wandfüllenden Installation.
Die Ausstellung zeigte die Geschichte des Klimawandels von der Kleinen Eiszeit, einer im 14. Jahrhundert einsetzenden langanhaltenden Klimaverschlechterung bis ins sogenannte Anthropozän, das den nachweislichen Beginn des menschengemachten Klimawandels im 19. Jahrhundert markiert.
Im Fokus standen die sozialen, kulturellen und ökonomischen Folgen von Klimaschwankungen und Wetterereignissen in Ravensburg und Umgebung. Die Ausstellung nahm in den Blick, wie im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit die "Zeichen des Himmels" gedeutet wurden: Sei es die Verehrung der Weissenauer Heilig-Blut-Reliquie, die vorausschauende Funktion von Bauernregeln, die Suche nach Sündenböcken für Wetterkatastrophen oder deren Hinnahme als göttliches Strafgericht; der Umgang mit Klima- und Wetterphänomenen war von einer mythischen Weltsicht, Glaube und Aberglaube geprägt.
Aufgezeigt wurden in der Folge Zusammenhänge zwischen der Wiederentdeckung der antiken Astronomie, der Herausbildung der modernen Wissenschaften und der exakten Vermessung der Welt und des Wetters. Nicht zuletzt veranschaulichte die Ausstellung die Folgen und Herausforderungen des beschleunigten Klimawandels im Zuge der Industrialisierung am Beispiel Ravensburgs und stellte im Gespräch mit Experten aus der Region im Begleitprogramm der Ausstellung Szenarien von zukünftigen Entwicklungen vor.
Um Fragen der Gegenwart und der Zukunft, die uns alle betreffen, ging es in der interaktiven Mitmach-Ausstellung „Umwelt, Klima & DU“, die in die kulturhistorische Ausstellung integriert war. Die Ausstellung wurde vom Jungen Museum Frankfurt entwickelt. Als Leihgabe war sie nun erstmals außerhalb Frankfurts zu sehen.
Die erste Ausstellung des Museums über die Zeit des Nationalsozialismus stellte insbesondere die Geschichte und das Schicksal der Ravensburger Sinti in den Mittelpunkt. Sie thematisierte dabei nicht nur die sich kontinuierlich steigernde Ausgrenzung dieser Minderheit, sondern zeigte auch auf, wie der Großteil der Bevölkerung, der zur nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" zählte, in relativer Normalität weiterleben und von der Verfolgung anderer profitieren konnte.
Die Stadt Ravensburg ergriff bereits 1936 die Initiative zum Bau eines Zwangslagers zur Internierung der einheimischen Sinti, noch bevor reichsweite Erlasse und Verordnungen zu deren „Festsetzung“ aufforderten. Sie wurden von der örtlichen Polizei erkennungsdienstlich erfasst und durch pseudowissenschaftliche Untersuchungen der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“ klassifiziert.
Am 2. November 1936 wurde vom Ravensburger Gemeinderat der Bau des Zwangslagers in die Wege geleitet, welches 1937 im Ummenwinkel fertiggestellt wurde und in das etwa 100 Sinti eingewiesen wurden. Überwacht und durch Verbote schikaniert, mussten sie Zwangsarbeit im städtischen Forst- und Bauamt und bei Unternehmen in der Region leisten. 1943 wurden 34 Männer, Frauen und Kinder ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, 28 wurden dort oder in anderen Lagern ermordet.
Begleitband zur Ausstellung: Ausgrenzung und Verfolgung. Ravensburger Sinti im Nationalsozialismus
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Die Ausstellung "Das Leben der Dinge – Eine Ausstellung über das Sammeln" widmet sich ganz den Objekten, die sonst größtenteils im Depot des Museums verborgen sind. In der Sammlung des Museum Humpis-Quartier befinden sich rund 10.000 Einzelobjekte, Objektgruppen und Konvolute. Die Bandbreite reicht von Kunstwerken, Einrichtungsgegenständen, Werkzeugen, Alltagsgegenständen und Andachtsbildchen über Gebäckmodel und Ofenkacheln bis hin zum Zündholzschachtelhalter.
Verschiedene Inszenierungen wirkten in der Ausstellung auf die Besucherinnen und Besucher. Sie flanierten beispielsweise durch ein Schaudepot und erhielten Einblicke in die Geschichte des Museums und der Sammlung, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Sie erfuhren, welche Tätigkeiten und Aufgaben ein Museum beim Sammeln und Bewahren der Dinge zu erfüllen hat.
Und vor allem lud die Ausstellung dazu ein, über das Wesen der Dinge selbst nachzudenken.
Weihnachtszeit ist Krippenzeit? Stimmt das heute noch oder sind Weihnachtskrippen wie Puppenstuben nostalgische Kindheitserinnerungen an vergangene Zeiten? Im Zentrum der Ausstellung steht die barocke Klösterle-Krippe mit ihren über 300 Figuren und fünf Szenen. Krippenlandschaften befinden sich in stetigem Wandel. Die Präsentation spürt den zeittypischen Veränderungen und Ergänzungen nach und stellt einzelne Szenen, Akteure und ihre symbolischen Bedeutungen vor. Durch großformatige Zeichnungen erweitert der Illustrator Paul Hoppe die Krippe: Szenen werden in Zeit und Raum versetzt, und das Ereignis der Geburt Christi nach dem Koran erzählt.
Der Blick hinter die Kulissen lässt die Krippe als einen äußerst wandelbaren, vielschichtigen Gegenstand erscheinen, changierend zwischen Spielzeug und Kultobjekt.
Krippen sind ein lebendiger Spiegel ihrer Zeit. In einer Zeit ohne Massenmedien und bewegter Bilder veranschaulichen Krippen schon im 18. Jahrhundert die Geschichte der Menschwerdung Gottes. Sie sind kommunikative und sinnstiftende Vermittlungsmedien. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts bilden Puppenstuben idealtypische Vorstellungen von großbürgerlicher Gesellschaft, Familie und Geschlechterrollen ab. Schöner als die Wirklichkeit und oft unerreichbar für Jungen und Mädchen aus nicht-bürgerlichen Schichten erfüllten sie ebenfalls pädagogische Funktion.
Ebenso die puppenhaften und aufwendig gearbeiteten "Fatschenkinder" aus oberschwäbischen Frauenklöstern: Durch persönliche und sinnliche Annäherung an das neugeborene Kind wurde Erziehung im Glauben und klösterliche Disziplinierung eingeübt.
Unsere Art der Kommunikation und unsere Gesellschaft ändern sich durch die Digitalisierung tiefgreifend. Das bis vor wenigen Jahrzehnten wichtigste Medium scheint dabei dem Untergang geweiht: Papier. Billiger als der traditionelle Beschreibstoff Pergament und massenhaft herstellbar, löste Papier vor über 600 Jahren jedoch eine ähnliche mediale Revolution aus. Es ermöglichte einen enormen Anstieg an Schriftlichkeit und eröffnete mit dem Buchdruck, der kaufmännischen Buchführung, der Verwaltungsakte und dem Nachrichtenbrief neue Wege der Wissensspeicherung und des Informationsflusses.
Das Papier wurde im alten China des 1. Jahrhunderts v. Chr. erfunden und trat von dort seinen langsamen Siegeszug nach Westen an. Über die arabische Halbinsel gelangte das Wissen um die Papierherstellung im 12. und 13. Jahrhundert mit den ersten Papierwerkstätten in Spanien und Italien nach Europa. Die erste Papiermühle im heutigen Deutschland wurde 1390 durch einen Kaufmann in Nürnberg errichtet. Kurz darauf, um 1392, folgte eine Papiermühle in Ravensburg, wodurch die Stadt zur zweitältesten Papiermühlenstadt in Deutschland wurde. Ähnlich wie Nürnberg unterhielt Ravensburg enge und rege Handelsbeziehungen nach Italien. Dort lernten die Kaufleute die Papierherstellung kennen und brachten sie in ihre Heimatstädte.
Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts arbeiteten in Ravensburg sechs Papiermühlen. Zusammengenommen wurden jährlich mindestens 9.000 Ries Papier hergestellt, das sind 4.500.000 Bogen – alles in Handarbeit. Ravensburger Papier war im gesamten deutschen Südwesten als gutes und preiswertes Kanzleipapier beliebt. Es wurde aber auch als Fernhandelsware nach Prag, Dänemark, Schweden und ins Baltikum gehandelt. Ohne Unterbrechung produzierten die Ravensburger Papiermühlen bis ins 19. Jahrhundert hochwertiges und gewöhnliches Schreib- und Druckpapier sowie Papier für Spielkarten und Verpackungen.
Die Ausstellung entführt in die Welt des alten Papiermacherhandwerks. Vom Rohstoff über das Schöpfen bis hin zum Leimen zeigt sie, wie Papier hergestellt wurde, und gibt somit einen faszinierenden Einblick in die Werkstatt eines Papiermachers. Herausragende Exponate werfen Schlaglichter auf die Geschichte der Papierherstellung und beleuchten die Bedeutung des Ravensburger Papiers.
In den 1950er und -60er Jahren erlebte Deutschland einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Durch die Verluste des Zweiten Weltkrieges war der Mangel an Arbeitskräften jedoch hoch.
Um diesen decken zu können, schloss die Bundesrepublik mit mehreren Mittelmeerländern Anwerbeabkommen. Ab 1955 kamen so ausländische Arbeitnehmer nach Deutschland. Beide Seiten gingen dabei von einer begrenzten Aufenthaltsdauer aus, wodurch der Begriff Gastarbeiter entstand.
Auch am Wirtschaftsstandort Ravensburg waren die Betriebe auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen. Schwerpunkte bildeten die Textilindustrie, der Maschinenbau und der Bausektor. So profitierten in Ravensburg unter anderem Firmen wie EscherWyss, die Bleicherei Weißenau oder Franz Lohr von den neuen Arbeitskräften. Ohne Sprach- und Landeskenntnisse fiel das Einleben und der Kontakt zu Einheimischen jedoch oft schwer. Ein Aufenthalt auf Zeit, zwischen deutschem Alltag und der Sehnsucht nach der Heimat.
Die Ausstellung geht den Gründen der Arbeitsmigration nach und gibt einen Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der ausländischen Arbeitnehmer. Im Mittelpunkt stehen über 30 Zeitzeugen aus drei Generationen, die von ihren Erfahrungen berichten und einmalige Blicke in Ihre Zeit als Gastarbeiter
und deren Nachkommen geben. Anhand zahlreicher privater Objekte und Fotos wird die Zeit des Wirtschaftswunders so wieder lebendig.
Begleitband zur Ausstellung:
Katharina Blümling: Heimat bleibt immer im Kopf. Ravensburger Gastarbeiter erzählen 17,90 Euro.
Mit dem Umzug der Päpste von Rom nach Avignon 1309 und mit der berühmten Brücke über die Rhône - dem letzten Flussübergang vor dem Mittelmeer - entwickelte sich Avignon im späten Mittelalter zu einem geistlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum. Mit ihrer Nähe zu den Häfen von Marseille, Aigues-Mortes und Port-de-Bouc, gehört Avignon zu den wichtigsten Handelszentren im Mittelmeerraum.
Im 15. Jahrhundert errichtete die Ravensburger Handelsgesellschaft unter der Leitung der Familie Humpis eine Geschäftsniederlassung in Avignon. Avignon wurde für die Humpis zum Hauptabsatzmarkt für Zucker, auf den die Handelsgesellschaft nahezu ein Monopol hatte und große Gewinne erzielen konnte. Das vormals arabische Produkt produzierten die Humpis in ihrer eigenen Zuckerfabrik in Valencia und handelten es über Avignon europaweit. Zucker war im Spätmittelalter ein exotisches Luxusgut,
das in der Medizin eingesetzt wurde und den Reichen zum Genuss vorbehalten blieb.
Mit der Entdeckung der neuen Welt brach der Zuckerhandel ab 1500 zusammen. Der Aufbau einer riesigen Zuckerindustrie in der Karibik begann. Der Handelsraum Mittelmeer verlor zugunsten des Atlantikhandels an Bedeutung. Die Humpis und die Teilhaber ihrer Handelsgesellschaft gaben ihre Handelstätigkeit zugunsten eines adligen Lebens auf.
Die Ausstellung setzte sich anhand ungewöhnlicher Objekte aus Museen und Sammlungen Frankreichs, Österreichs, Deutschlands und der Schweiz mit der Handelstätigkeit der Humpis in Avignon auseinander, erzählte die Geschichte des spätmittelalterlichen Luxusgutes Zucker und geht auf den Niedergang des Mittelmeerhandels ein.
Reisebuch und Begleitband zur Ausstellung:
Julia Luibrand: Die Humpis in Avignon 9,80 Euro.
Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein europäischer Machtkonflikt und Religionskrieg zugleich: im Deutschen Reich standen der Kaiser und die katholische Liga den Fürsten und Städten der protestantischen Union gegenüber. Auf europäischer Ebene kämpfte der deutsche Kaiser zusammen mit den habsburgischen Mächten Österreich und Spanien gegen Frankreich und Schweden. In Oberschwaben, in der Mitte Europas, prallten die Machtinteressen der europäischen Großmächte aufeinander: Hier war der Kaiser als Stadtherr der Reichsstädte, Lehensherr vieler Adelsfamilien, Oberhaupt der großen reichsunmittelbaren Klöster und Herr vieler österreichischen Besitzungen sehr präsent.Genau hier griffen die Schweden und ihre Verbündeten den Kaiser an. 1631 eroberten schwedische Heere große Gebiete in Oberschwaben und am Bodensee. Wie viele andere Städte erhielt Ravensburg eine schwedische Besatzung. Die Leidtragenden waren die Menschen, die den europäischen Machtkonflikt durch Einquartierung, Kriegskosten, Überfälle, Hunger und Seuchen hautnah miterlebten. Durch die Pest wurde Ravensburg mehr als einem Drittel seiner Bevölkerung beraubt, an manchen Tagen starben 40 Menschen.
Der Westfälische Friede brachte 1648 das lang ersehnte Ende des Krieges. Mit ihm konnte eine Balance der Machtverhältnisse in Europa hergestellt werden. Er war ein wesentlicher Beitrag zum friedlichen Miteinander der Konfessionen.
Ende des 15. Jahrhunderts war der Bodenseeraum eines der Zentren von Hexenwahn und Hexenverfolgung in Europa. Mindestens 48 Frauen wurden als Hexen bei lebendigem Leib verbrannt. Dies war die erste große systematische Verfolgung von Frauen als Hexen im christlichen Abendland. Der Stadt Ravensburg kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu: Der päpstliche Inquisitor Heinrich Institoris führte persönlich die Hexenprozesse in der Reichsstadt durch.
1484 trat Institoris vor die Bürger von Ravensburg und forderte sie auf, ihm Frauen zu nennen, die sich der Hexerei verdächtig gemacht haben. Sechs Frauen wurden festgenommen und unter Folter befragt. Ihnen wurde vorgeworfen Hagelunwetter und Überschwemmungen zusammen mit Teufeln und Dämonen herbeigezaubert zu haben. Nach tagelangen Qualen gestanden Agnes Bader und Anna Mindelheimer mit dem Teufel im Bunde zu sein. Das Stadtgericht Ravensburg verurteilte sie zum Tod auf dem Scheiterhaufen. Nach demselben Verfahren wurden auch die anderen 46 Frauen im Bodenseeraum inhaftiert, gefoltert und verbrannt.
Die Erfahrungen aus seiner Ravensburger Verfolgungspraxis hat Institoris in den berühmt-berüchtigten Hexenhammer (lat. Malleus Maleficarum) aufgenommen, dem von ihm verfassten Handbuch für "Hexenjäger". Das 1486 erschienene Werk hatte verheerende Wirkung für die weitere Verfolgung in Europa, die bis ins 18. Jahrhundert 40.000 bis 60.000 Todesopfer forderte. Der Hexenhammer gehört zu den frauenfeindlichsten und verhängnisvollsten Büchern der Weltliteratur.
Gemeinsam mit der Sonderausstellung wurde die vierte und letzte Kabinettausstellung "Hexenwahn 1484: Frühe Hexenverfolgung in Ravensburg" eröffnet. Durch die beiden Opfer Anna Mindelheimer und Els Frauendienst erfahren die Besucher vom Ravensburger Hexenprozess. Die Kabinettausstellung wird ermöglicht durch den Lotto Museumspreis Baden-Württemberg und Fördermittel der BW-Bank, dem Landgericht und Amtsgericht Ravensburg, der Familie Dr. Gröber und vielen privaten Förderern.
Die Reformation war einer der großen Wendepunkte in der Geschichte des Abendlandes. Sie führte zur Spaltung der Christenheit, schuf neue Machtverhältnisse in Europa und setzte Energien zur Weiterent-wicklung von persönlicher Freiheit, Bildung und Wirtschaft frei. Auch innerhalb der katholischen Kirche löste sie weitreichende Reformen aus.
Die Reformation war auch ein Wendepunkt in der Ravensburger Geschichte: 1546 wurde Ravensburg als eine der letzten Reichsstädte in Deutschland evangelisch. Die katholischen Pfarrer wurden entlassen und in den Kirchen der Stadt wurde evangelisch gepredigt. Ravens-burg stellte sich auf die Seite der evangelischen Fürsten und Städte im Kampf gegen den eigenen Stadtherrn, die katholische Majestät Kaiser Karl V. Angestoßen wurde die Reformation durch Martin Luther 1517, in Ravensburg stark befördert durch die Einflüsse des Züricher Reformators Ulrich Zwingli. Mit dem neuen Massenmedium Buchdruck fanden die theologischen Programme Luthers und Zwinglis enorme Verbreitung.
Nach jahrelangen erbitterten Auseinandersetzungen um den richtigen Glauben schlug Ravensburg einen Kurs der Verständigung ein. Um allen Bürgern in Religionssachen gerecht zu werden, setzte die Reichsstadt früh auf religiöse Neutralität - auf ein Nebeneinander zwischen Protestanten und der katholischen Minderheit in der Stadt. Neben den ansonsten rein evangelischen oder katholischen Städten wurde es zum Sonderfall in der Geschichte. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 entschied sich Ravensburg konsequenterweise mit Augsburg, Biberach und Dinkelsbühl für eine ungewöhnliche Ausnahmeregelung: Für eine Vielfalt des religiösen Lebens in der Stadt. Die 1555 festgelegte Bikonfessionalität bestimmte bis weit in das 20. Jahrhundert hinein das Leben in Ravensburg. Zum Zankapfel zwischen Protestanten und Katholiken wurde die Klosterkirche der Karmeliter (heute evangelische Stadtkirche).
Ausstellung im Rahmen der Gemeinschaftsveranstaltungen "Reformation in Ravensburg" der Stadt Ravensburg, der Evangelischen und der Katholischen Gesamtkirchengemeinde.
Ravensburg war und ist eine Stadt der Spiele. Am welfischen Hof der Veitsburg wurde das in Europa seit dem 11. Jahrhundert sehr beliebte Schach gespielt. Das Kartenspielfieber, das um 1400 ganz Europa erfasste, erreichte auch bald die Ravensburger Kaufleute: Die Humpis vertrieben sich die Zeit nach ihren Handelsgeschäften mit Kartenspielen.
Etwa drei Jahrhunderte später wurde Ravensburg mit gleich mehreren Produzenten zu einer Stadt der Spielkartenherstellung. Nebenbei wurde bei allen Gelegenheiten gewürfelt, bei noblen Kaufleuten und einfachen
Handwerkern in gleicher Weise. In der Unterstadt Ravensburgs verspielten Handwerker Hab und Gut beim Würfeln, über Jahrtausende einem der beliebtesten Glückspiele überhaupt.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland der Markt für Unterhaltungs- und Bildungsspiele, der bis ins 20. Jahrhundert hinein eine hohe Bedeutung in aller Welt genoss. Großen Anteil daran hat der von Otto Maier 1883 in Ravensburg gegründete Verlag für Gesellschafts- und Familienspiele, der sich zum bedeutenden Anbieter entwickelte und der Stadt Ravensburg den Beinamen "Stadt der Spiele" einbrachte. Das 20. Jahrhundert war geprägt von einer Vielzahl neuer Spieletrends, den Quiz-, Krimi-, Kommunikations- und Fantasy-Rollenspielen. Das erste Computerspiel war 1958 Vorreiter für eine der einflussreichsten Freizeitgestaltungsformen
des 21. Jahrhunderts.
Die Ausstellung zeigte anhand ungewöhnlicher und vertrauter Objekte aus Museen und Sammlungen Süddeutschlands 1000 Jahre Spielkultur und ließ den Besucher durch interaktive Spielsituationen selbst zum Mitspieler werden.
Gemeinschaftsausstellung der Ravensburger AG und des Museums Humpis-Quartier
Die große »Klösterle-Krippe« mit über 300 Figuren und ihren mächtigen Kulissen auf einer Gesamtlänge von 12,5 Metern gehört zu den interessan-testen und größten Krippen Oberschwabens. Sie ist in besonderem Maße Ausdruck von Frömmigkeit und Krippenkunst.
Ihre heutige Größe und ungewöhnliche Beschaffenheit verdankt sie der Zusammenführung »Mosersche Krippe« aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und einer weiteren barocken Krippe aus Baach bei Zwiefalten. Die Armen Schulschwestern vom Klösterle haben in meisterhafter Handarbeit durch Angleichung und Erneuerung der Kleidung aus den Kenntnissen ihrer Zeit heraus die beiden Krippen zu einer Einheit zusammengefügt. Entstanden ist die große »Klösterle-Krippe« mit fünf Haupt-Szenen: Geburt Christi und die Anbetung der Hirten, der Zug der Heiligen Drei Könige, der Palast des Herodes, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Hochzeit von Kana und Jesus erstes Wunder.
Zuletzt war die barocke »Klösterle-Krippe« 2009/10 im Museum Humpis-Quartier zusehen. Durch großzügige Förderung der Ladnerinnen der Museumsgesellschaft Ravensburg e.V. konnten die teilweise beschädigten Figuren und Textilien im Jahr 2015 restauratorisch gesichert werden, so dass vom 1. Advent 2015 bis Lichtmess 2016 die Krippe in voller Schönheit unter der Regie von Britta De Jans im Museum Humpis-Quartier zu sehen war.
Leihgeber: Provinzialat der Armen Schulschwestern München.
Koralle und Safran lockten die Humpis, Muntprat und Mötteli in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach Barcelona. Um 1380 kamen die ersten Kaufleute aus Oberschwaben und dem Bodenseegebiet in die mediterrane Hafenstadt. Damit gehört Barcelona für die Ravensburger Gesellschaft zu den Handelsplätzen der ersten Stunde. Gleichzeitig waren die Kaufleute aus Ravensburg und Konstanz unter den ersten deutschen überhaupt, die Handelsbeziehungen mit der iberischen Halbinsel aufbauten.
Die Ausstellung nimmt Sie mit in das belebte Barcelona an der Wende zum 15. Jahrhundert. Durchstreifen Sie mit den ersten Ravensburger und Konstanzer Kaufleuten die gotischen Gemäuer der Stadt, entdecken Sie das reichhaltige Warenangebot im Hafenviertel und erfahren Sie, welcher Reichtum die oberschwäbischen Kaufleute nach Barcelona lockte.
Der Aufbruch nach Barcelona bedeutete aber auch, dass sich die Ravensburger in der fremden Stadt zurechtfinden mussten: Wer verkaufte die schönsten Korallen? Wo gab es reinen Safran zu einem günstigen Preis? Sehen Sie, welche Hürden die Humpis, Muntprat und Mötteli zu meistern hatten und was sie antrieb. Begleiten Sie die Kaufleute durch die ersten Jahrzehnte in Barcelona und lernen sie die spätmittelalterliche Stadt als Knotenpunkt des Mittelmeerhandels und blühendes Zentrum der gotischen Kunst kennen.
Begleitband: Meike Knittel, Barcelona. Bd. 2 der Reihe "Die Humpis in Europa"
Die Ausstellung betrachtet den Krieg an der militärischen Front und in der Heimat aus lokalgeschichtlichem Blickwinkel. Der Mangel an Allem was zum Leben benötigt wurde sowie die vielen Verluste prägten das Privatleben der Menschen und das öffentliche Geschehen in der Stadt.
Die Sonderausstellung "Im Zeichen des Krieges – Ravensburg und der Erste Weltkrieg" im Museum Humpis-Quartier stellt mit lokalgeschichtlichem Blickwinkel in fünf Räumen sowohl die Atmosphäre im Ravensburg der Kaiserzeit, während der spannungsgeladenen Tage der Mobilmachung sowie verschiedene Facetten der Kriegserfahrung in der Heimat und an der Front dar. Zahlreiche Fotografien und Objekte erzählen zum Beispiel die Geschichte der Frauen, die in der Rüstungsindustrie die Männer ersetzten und trotz der unzureichenden Versorgung ihre Familien ernähren mussten. Alle Ravensburger mussten in dieser „eisernen Zeit“ mit eingeschränkten Mitteln Außerordentliches leisten. Ihre Anstrengungen waren nicht nur auf das Wohlergehen der Stadtbewohner ausgerichtet, sie versorgten zusätzlich die Verwundeten in den fünf Lazaretten Ravensburgs. Außerdem spielte der Krieg an den militärischen Fronten eine wichtige Rolle in ihrem Alltagsleben. Viele der Männer erlebten die Jahre 1914 bis 1918 fernab der Stadt.
Die Ausstellung taucht in den Kriegsalltag an der Front ein und zeigt originale Feldpostbriefe und Kriegsfotografien eines Ravensburger Kriegsfreiwilligen, der über vier Jahre hinweg mit seiner Familie an der „Heimatfront“ auf diese Weise kommunizierte. So wurde auf Umwegen oder ganz unmittelbar jedes Leben durch den Krieg verändert. Nicht nur deswegen stellt der Erste Weltkrieg in der Geschichte Ravensburgs und ganz Deutschlands einen bedeutungsvollen Einschnitt dar. Die tiefgreifenden politischen Veränderungen und die Erfahrung des verlorenen Krieges stellten die Weichen für den katastrophalen weiteren Verlauf der Ereignisse im 20. Jahrhundert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen rund 6.000 Heimatvertriebene v. a. aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien, aus dem Sudetenland, Westpreußen und Danzig nach Ravensburg. Die Sonderausstellung beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Lebensgeschichten, mit der Integration und den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leistungen der Heimatvertriebenen in Ravensburg und setzt sich mit dem vielfältigen Begriff Heimat auseinander.
Lange war sie auf Dachböden, in Depots und in Sakristeischränken verborgen: die sakrale Kunst aus den Ravensburger Werkstätten von Theodor Schnell dem Älteren und dem Jüngeren sowie von Moriz Schlachter. Heute erfreuen sich die Kirchenausstattungen des Historismus wieder großer Beliebtheit, zeigen sie doch die ganze Bandbreite der europäischen Kunststile. Egal ob Neuromanik, Neugotik, Neurenaissance und Neubarock, die drei Ravensburger Meister beherrschten sie alle, haben hunderte von Kirchen in und um Ravensburg ausgestattet. Theodor Schnell der Jüngere hat sich auch in den Jugendstil vorgewagt und exzellente Werke geschaffen. Das Museum Humpis-Quartier hat Skulpturen und Altäre von großer Schönheit aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt; auf einem inszenierten Rundgang sind diese zu entdecken.
1000 Jahre Textilgeschichte in Ravensburg und am Bodensee. Ravensburg war über Jahrhunderte hinweg eine Textilstadt. Der Produktion von Leinwand und dem Baumwollmischgewebe Barchent verdankten die Stadt und die gesamte Region Bodensee-Oberschwaben im Spätmittelalter ihren Reichtum. Die Sonderausstellung "Auf Tuchfühlung. 1000 Jahre Textilgeschichte in Ravensburg und am Bodensee" im Museum Humpis-Quartier widmet sich vom 26.4. – 13.10. dieser Erfolgsgeschichte.
In den Städten vom Bodensee bis in das Allgäu schossen tagein tagaus die Webschiffchen durch die Webstühle und erzeugten Leinwand und Barchent. Die gesamte ummauerte Reichsstadt Ravensburg war mit Orten, Institutionen und Menschen besiedelt, die Textilien produzierten, veredelten und verkauften. Ihre Erzeugnisse wurden von den süddeutschen Handelsgesellschaften nach ganz Europa exportiert.
Vom 28. Oktober 2012 bis zum 31. Mai 2013 präsentiert das Museum Humpis-Quartier eine erhellende Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der Gasversorgung in Ravensburg.
Die Beleuchtung der Städte durch „Sonne, Mond und Sterne“ (und durch Kerzen oder Öllaternen) endete im frühen 19. Jahrhundert. Der Bau von Gaswerken hatte die Basis für den Siegeszug der Straßenbeleuchtung geschaffen. Auch die Stadt Ravensburg wollte an diesem Fortschritt teilhaben und ließ unweit des Bahnhofs ein Gaswerk errichten, wo eigenes Stadtgas produziert werden konnte. Am 28. Oktober 1862 erfreuten sich die Ravensburger an ihren hell erleuchteten Straßen. Zukünftig sollte auch die Arbeit in Fabriken und Firmen unabhängig vom Tageslicht möglich werden. Damit beginnt die Geschichte der heutigen Technischen Werke Schussental (TWS).
Die Ausstellung erzählt mit vielen Originalobjekten und Filmbeiträgen die Erfolgsgeschichte der Gasversorgung in Ravensburg. Neben der faszinierenden Technik stehen immer wieder die Menschen im Mittelpunkt der Ausstellung: die Gaswerksarbeiter, der Direktor und der Kassier, die Installateure und die Kunden. Die Ausstellung wirft einen neugierigen Blick in deren Werkstätten und Privathaushalte und wagt einen Blick in die Zukunft der Gasversorgung.
Eine Gemeinschaftsausstellung der Technischen Werke Schussental und des Museums Humpis-Quartier.
Die Große Ravensburger Handelsgesellschaft unter der Leitung der Familie Humpis gehörte im späten Mittelalter zu den erfolgreichsten europäischen Großhandelsunternehmen. Eine ihrer wichtigsten Niederlassungen befand sich in Genua. Begleiten Sie die Humpis in die geschäftige Atmosphäre der Hafenstadt und schauen Sie den Kaufleuten beim Handel mit Luxusgütern über die Schulter. Erleben Sie italienisch-ligurisches Flair in Ravensburg.
Die Kaufleute des Mittelalters und ihre Handelswaren gibt es schon lange nicht mehr. Doch ihre unglaublichen Geschichten von Mut, Geschäftssinn und Reichtum sind bis heute erhalten geblieben. Ebenso wie die faszinierende Hafenstadt Genua mit ihren Kulturdenkmalen aus dem Mittelalter. Die inszenierte Ausstellung entführt den Besucher in das mittelalterliche Genua, lässt ihn an sechs zentralen Stationen anhalten und erzählt die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte der Humpis in der pulsierenden Handelsstadt des Mittelalters. Dort hatte die Gesellschaft über lange Perioden nahezu eine Monopolstellung. Ab 1440 lässt sich in Genua kaum ein deutscher Kaufmann nachweisen, der nicht der Ravensburger Handelsgesellschaft angehörte. Die Seerepublik mit ihrem Mittelmeerhafen hatte für die Ravensburger zentrale Bedeutung: Von Genua aus versorgte die Gesellschaft die expandierende oberitalienische Wolltuchindustrie mit ihrem begehrtesten Rohstoff, der Merino-Wolle. In kurzer Zeit wurden die Ravensburger zu einem der dominierenden Akteure auf diesem Markt. Von Genua erfolgte auch der Handel mit wertvollen genuesischen Seidenstoffen wie Samt, Damast und Brokat auf große Messen und in die Levante, den östlichen Mittelmeerraum.
Begleitband: Marco Veronesi, Genua, Bd. 1 der Reihe "Die Humpis in Europa"
100 Jahre ‚glückselige Ruata‘ mit der Rutenfestkommission. Vom 6. Mai bis zum 31. Juli präsentierte das Museum Humpis-Quartier eine farbenprächtige Jubiläumsausstellung über das Rutenfest, in der man vielen Höhepunkten, Traditionen und Persönlichkeiten aus 100 Jahren Rutenfest begegnet. Amateur-Rutenfilmer haben hierfür ihre historischen Aufnahmen zur Verfügung gestellt, Rutenfest-Fans ihre Fotoalben und Schatztruhen geöffnet, Schützen sich von ihren Trophäen getrennt und die Rutenfestkommission einen Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit ermöglicht. So kann man in der Umgebung von ungewöhnlichen Objekten beim Antrommeln, beim Rutentheater, beim Festzug oder beim Schießen schon Monate vor dem Fest eine rutelige Stimmung erleben. Anlass hierfür ist das 100-jährige Bestehen der Rutenfestkommission, die seit einem Jahrhundert das Fest der Feste für die Ravensburger ausrichtet.
Der Ravensburger Bildhauer Jacob Russ gehört zu den großen Künstlern der Spätgotik.
Mit dem Hochaltar in Chur (1486-1491) und dem Rathaussaal in Überlingen (1491-1494) hat er Maßstäbe gesetzt. In und um Ravensburg werden ihm bzw. seiner Werkstatt zahlreiche Heiligenfiguren zugeschrieben.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit Leben und Werk des ungewöhnlichen Meisters, mit der Bedeutung von Kunsthandwerk in der spätmittelalterlichen Stadt und dem Entstehungsprozess spätgotischer Werke. In fünf inszenierten Räumen begegnet man ungewöhnlichen Figuren aus Überlingen, Chur, Stuttgart und aus Kirchen in und um Ravensburg mit ihren ausdrucksstarken Gesichtern und feinen Händen.
In nur 100 Jahren hat Ravensburg in einer Geschwindigkeit sein Gesicht verändert wie in keinem Zeitraum zuvor.
Ungewöhnliche Objekte aus dem Zeitalter der Industrialisierung zeigen, wie rasant und nachhaltig sich Ravensburg und Oberschwaben von 1810 bis 1910 verändert haben: Bahnhöfe und Kraftwerke entstanden, Stadtmauern und Zollstationen verschwanden. Die Industrialisierung revolutionierte Wirtschaft, Gewerbe und Gesellschaft.
Die Gemeinschafts-Ausstellung der Städte Ulm, Leutkirch und Friedrichshafen mit ihren vielen Originalobjekten und Ansichten aus dem 19. Jahrhundert versetzt die Besucher in das spannende Zeitalter der Industrialisierung Ravensburgs und Oberschwabens.
44 Jahre lang, von 1950 bis 1994, hatte der Fotograf Erich Hausser in Familien in Ravensburg und weit darüber hinaus fast Kultstatus. Er fotografierte von der Taufe bis zur Beerdigung, Kommunion und Konfirmation, Hochzeiten Geschäftsjubiläen. Eine Attraktion waren seine Fotos von Prominenten – Romy Schneider & Karlheinz Böhm bei „Sissi-Dreharbeiten“, Albert Schweitzer oder der Clown Grock. Auch Fotos von Ravensburger Geschäften, von Handwerkern und Arbeitern, von regionalen Künstlern, von Freizeit und Alltagskultur finden sich ebenso in der riesigen Sammlung. Eine Auswahl von 120 interessanten Fotos ist im Museum Humpis-Quartier vom 26. März bis zum 27. Juni 2010 zu sehen.
...goldglänzende Engel verkünden die Geburt Christi, Elefanten und Kamele begleiten den prächtigen Zug der Heiligen Drei Könige, orientalische Prunkzelte bergen Myrrhe, Gold und Weihrauch für das Jesuskind...
Die große „Klösterle-Weihnachtskrippe“ mit ihren nahezu 300 Figuren und ihren mächtigen Kulissen gehört zu den interessantesten und größten oberschwäbischen Krippen. Sie ist in besonderem Maße Ausdruck von Frömmigkeit und Krippenkunst. Ihre ungewöhnliche Beschaffenheit verdankt sie dem Umstand, dass die Armen Schulschwestern vom Klösterle in Ravensburg 1905 eine Barockkrippe aus Unterschwarzach (Bad Wurzach), die dort unter der Bezeichnung Mosersche Krippe bekannt war, mit einer weiteren barocken Weihnachtskrippe aus Baach bei Zwiefalten vereinigten. Die Klösterle-Krippe umfasst fünf Szenen. Dargestellt werden die Geburt Christi, der Zug der Heiligen Drei Könige, der Palast des Herodes, die Anbetung der Heiligen Drei Könige und die Hochzeit von Kana.
Die Mosersche Krippe zeichnet sich insbesondere durch ihre wunderschönen barocken Holzfiguren aus, deren Köpfe, Arme und Füße wohl von einem Wurzacher Meister geschnitzt worden sind (in späterer Zeit teilweise durch Wachs ergänzt). Der Krippenteil aus Zwiefalten umfasst das himmlische Jerusalem sowie den repräsentativen Herodespalast, wobei die märchenhaften Kulissen größtenteils im 19. Jahrhundert hinzugefügt worden sind.
Lange Zeit war die Krippe in der Mädchenschule Klösterle selbst zu sehen, auf Initiative von Reinhold Nonnenbroich und des Wirtschaftsforums Pro Ravensburg ist sie dann im Rathaus gezeigt worden und zuletzt hat sie das Stadtarchiv im Jahr 2001/2002 im Heilig-Geist-Spital präsentiert. In einer modernen Inszenierung ist die Klösterle-Weihnachtskrippe ab 9. Dezember 2009 im Museum Humpis-Quartier zu sehen.
Leihgeber: Provinzialat der Armen Schulschwestern München.
Die Ausstellung zeigt die zahlreichen Stationen auf dem langen Weg zu einem großen kulturhistorischen Stadtmuseum für Ravensburg. Durchschreiten Sie virtuell die kuriose Sammlung des Kunst- und Altertumsvereins, das Heimatmuseum Vogthaus und ein Fremdenzimmer der Familie Hindelang. Machen Sie Bekanntschaft mit vielen Akteuren der Museumsgesellschaft und den großzügigen Spendern von Museumsobjekten. Ein Film von Jürgen Bretzinger und Paul Grom zeigt die Veränderung des Humpis-Quartiers zum Museum.