Der Ausschuss für Kultur, Tourismus und
Stadtmarketing hat am 13. November 2023 dem Kulturamt den Auftrag erteilt eine
Kulturentwicklungsplanung durchzuführen. Dieses Projekt ist
beteiligungsorientiert und prozessoffen angelegt.
Mit der Kulturkonzeption aus dem Jahr 2016 liegt nicht nur eine Bestandsaufnahme der Kulturszene zur damaligen Zeit vor. Darin sind auch neun Leitlinien mit Handlungsempfehlungen verankert, die in den letzten sieben Jahren die strategische Kulturplanung und somit die kulturpolitische Entscheidungsfindung für viele Themen und Projekte unterstützt hat. Denken wir zum Beispiel an die Entwicklung der Marke "Kultur Ravensburg", die Entstehung des Kapuziner Kreativzentrums oder die neue Kompetenzbündelung am Theater Ravensburg.
In den Corona-Jahren wurden in Ravensburg trotz aller Schwierigkeiten für die Kulturschaffenden Experimente gewagt. So konnten neue Projekte entstehen, z.B. die Pop-Up Kulturprojekte, Open-Air-Konzerte aber auch der Museumsfreitag. Nun im Jahr 2023 befindet sich die Kulturlandschaft in Ravensburg noch immer in einer Post-Corona-Lage. Die Besucher und Besucherinnen sind, nachdem sie im Jahr 2022 noch zurückhaltend waren, wieder zurück in unsere Kultureinrichtungen gekommen, die Besucherzahlen stimmen uns zufrieden. Doch merken die Kulturakteure, dass es sehr viel Energie bedarf die Besucher auf sich aufmerksam zu machen, sie für sich zu gewinnen und sie auch an sich zu binden. Auch stellt sich die Frage, ob das bisher so große ehrenamtliche Engagement in Ravensburg für die Kultur in Zukunft noch so abgebildet werden kann. Finden sich auch weiterhin genügend engagierte Bürgerinnen und Bürger?
Die finanziellen Möglichkeiten der Stadt Ravensburg werden auch in den kommenden Jahren begrenzt sein. Um die Mittel gerecht und gewinnbringend zu verteilen, bedarf es einer strategischen Ausrichtung der Kulturarbeit in Ravensburg. Meta-Themen wie kulturelle Bildung, auch mit Blick auf das Ganztagsangebot in Grundschulen ab 2026, Digitalität, Nachhaltigkeit können sich in solch einer Kulturentwicklungsplanung wiederfinden.
Ravensburg ist eine Stadt mit einem vielfältigen, qualitativ hochwertigem, ehrenamtlich und hauptamtlich getragenen Kulturangebot, das das Leben in der Stadt bereichert. Kultur ist ein wichtiger Standortfaktor für Ravensburg, nicht nur für Fachkräfte, die nach Ravensburg ziehen um hier zu arbeiten. Auch als Oberzentrum strahlt die Kultur weit ins Schussental und die Oberschwäbischen Bodenseeregion hinein. Und nicht zuletzt spielt das Kulturangebot auch für den Tourismus eine Rolle. Aber erreichen wir mit dem bisherigen Kulturangebot, die Menschen, die wir erreichen wollen? Sprechen die Angebote und die Kommunikation darüber auch Menschen mit geringem Einkommen, Jugendliche oder Menschen mit Migrationsgeschichte an? Haben wir wirklich so ein vielseitiges Kulturprogramm oder gibt es Angebote, die fehlen? Ist die städtische Kulturförderung für Kulturvereine noch zeitgemäß? Gibt es Engagement in den Reihen der freien Kunst- und Kulturschaffenden, das ebenfalls gefördert werden sollte? Auf diese und andere Fragen soll die Kulturentwicklungsplanung Antworten finden. Warum also gerade jetzt? Nach vier Jahren als Amtsleiterin, die vor allem von den zähen und schwierigen Jahren der Corona-Pandemie geprägt waren, möchte ich den Blick nach vorne richten. Der Beginn der zweiten Amtszeit vom Ersten Bürgermeister Simon Blümcke ist sehr gut geeignet, um nun die Chance zu ergreifen die Weichen für die Jahre 2025-2030 neu zu stellen.
Der Prozess der Kulturentwicklungsplanung ist so angelegt,
dass bereits während der Entwicklung ein Mehrwert für die Beteiligten entstehen
soll. Sei es durch den Austausch unter den Kulturakteuren und Stakeholdern der
Kultur oder durch das Ansprechen neuer Zielgruppen, die so erstmals positiv mit
dem Kulturangebot in Ravensburg in Berührung kommen. Für die Beteiligten
soll ein Mehrwert während des Prozesses in Form von Inspiration, Input für die
eigene Arbeit und eine Stärkung des Netzwerks generiert werden.
Das Projekt "Kulturentwicklungsplan" wird verantwortet vom Ersten Bürgermeister Simon Blümcke. Die Projektleitung hat Kulturamtsleiterin Verena Müller inne. Extern begleitet wird das Projekt von der in Torkenweiler wohnhaften Stephanie Probst, die sich gerne in der Sitzung persönlich vorstellt. Sie ist Kulturwissenschaftlerin (M.A.) und hat eine Ausbildung als systemischer Coach sowie Prozessbegleiterin. Sie wird mit ihrem Netzwerk aus Moderatorinnen und Moderatoren die Durchführung der verschiedenen Workshops übernehmen. Praktikantinnen und Praktikanten werden die Projektassistenz übernehmen.
Projektziel ist eine mittelfristige Kulturentwicklungsplanung für 6 Jahre, die ab dem Doppelhaushalt 2025/26 umgesetzt werden soll. Diese Planung bestehend aus Leitlinien, Themenfeldern, Zielen und Maßnahmen soll unter Einbindung von Kulturakteuren, Zielgruppen und Stakeholdern der Kultur entwickelt werden. Dabei konzentriert sie sich auf Kulturakteure, die in der Stadt Ravensburg und den Ortschaften wirken. Beim Radius der Zielgruppen wird Ravensburg als Oberzentrum betrachtet.
Die Projektkommunikation wird hauptsächlich über die städtische Homepage, die städtischen Social Media Kanäle und Newsletter, sowie über Pressearbeit und Direktmailing an die Kulturakteure laufen. Hierfür wird ein Verteiler der Kulturakteure in Ravensburg erstellt.
Die benötigten Projektmittel belaufen sich auf insgesamt 34.000 €, diese Mittel sind im Haushalt 2023 und 2024 eingestellt. Die Mittel werden benötigt für die Durchführung der Workshops (Raummiete, Catering, Moderation) und zur Durchführung von Begleitveranstaltungen, sowie für die externe Prozessbegleitung.
Der Prozess wird in sechs Phasen unterteilt. Wichtig für den Erfolg des Projektes ist, dass diese Phasen nicht in Stein gemeißelt sind, sondern auf äußere Einflüsse reagiert werden kann, indem der Prozess angepasst wird.
Im Jahr 2014 ist das Projekt „Kulturkonzeption“ gestartet worden. Mit der Errichtung des Museumsviertels war ein Leuchtturm-Projekt des Kulturstandortes Ravensburg abgeschlossen. Für die zukünftige Kulturarbeit sollte das strategische Entwicklungspotenzial erörtert werden.
Folgende Schritte sind erfolgt:
Mo bis Fr | 09 - 12 Uhr |
Mo bis Do | 14 - 16 Uhr |