Vor mehr als 30 Jahren haben sich in Ravensburg Gemeinderat, Wirtschaft und Verwaltung auf den "Ravensburger Weg" verständigt – darauf, dass die Altstadt und die Innenstadt als lebendige Mitte der Stadt für Wohnen, Einkaufen, Kultur, für Dienstleistungen und Stadterlebnis weiterentwickelt werden.
Unterstützt wird dieses Ziel "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" maßgeblich durch die Bereitstellung von Finanzhilfen in den Programmen der Städtebauförderung, getragen durch Finanzhilfen des Bundes und der Länder in Form von Bund-/Länderprogrammen bzw. reinen Länderprogrammen sowie der Bereitstellung von Eigenmitteln der Stadt.
Durch die Bereitstellung von Sanierungsmitteln wurden/werden umfangreiche Investitionen der privaten und gewerblichen Bauherren angeregt. Mit einem Euro aus den Programmen werden in der Regel zusätzliche private Investitionen von mindestens fünf Euro bewirkt. Die ökonomische Bedeutung der Programme - vor allem auch, um Investitionen anzuregen - ist sehr hoch.
Stärkung der Innenstadt
In der Stadtsanierung hat sich die Stärkung der Innenstadt zu einer zentralen Aufgabe der Städtebauförderung herauskristallisiert. Die Innenstadt ist zentraler Ort des Handels, der Dienstleistung, der Bildung, des Wohnens und der Arbeit sowie der Kultur. Die Innenstadt wurde nachhaltig gestärkt durch die Durchführung von öffentlichen sowie die Unterstützung von privaten Baumaßnahmen.
Bewahrung der historischen und stadtbildprägenden Bausubstanz
Erst durch den Einsatz von Städtebauförderungsmitteln und erhöhten Steuerabschreibungsmöglichkeiten für Umbaukosten besteht häufig eine realistische wirtschaftliche Perspektive zur sinnvollen Nutzung und damit zur dauerhaften Erhaltung historischer Gebäude.
Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen
Durch die Stärkung der Innenstadt/Altstadt werden dort Arbeitsplätze gesichert und dauerhaft erhalten. Darüber hinaus bewirken die enormen baulichen Investitionen, die im Bestand geleistet werden, einen dauerhaften Beschäftigungseffekt für die Bauwirtschaft.
Stärkung des Wohnens
Die Innenstadt soll nicht nur als Ort des Handels und der Dienstleistung lebendig erhalten werden, auch das Wohnen soll für alle Altersgruppen gestärkt werden. Wohnen in zentraler Lage reduziert das Verkehrsaufkommen, stärkt die örtliche Kaufkraft sowie die soziale Sicherheit und dämmt die neue Ausweisung von Wohnungsflächen am Stadtrand ein. Jungen und älteren Menschen mit eingeschränktem Bewegungsspielraum bietet sich der Lebensraum mit der notwendigen Infrastruktur, um weitgehend selbstbestimmt einer Vielzahl von Aktivitäten nachgehen zu können. Zur Stärkung des Wohnes in der Innenstadt gehört auch die Bereitstellung von Kindergartenplätzen sowie der Ausbau und die Weiterentwicklung der bestehenden Kindergartenstandorte.
Einsparung von Ressourcen
Die Innenentwicklung der Stadt leistet einen wertvollen Beitrag zur Eindämmung des Landverbrauchs. Jede Nutzung, die in einem bestehenden Gebäude in der Altstadt bzw. in der Innenstadt realisiert wird, erspart nicht nur Neuausweisungen und Neuversiegelungen von Bauland, sondern auch die Erschließungskosten, die für neue Baugebiete aufzubringen sind. Durch die fortdauernde Nutzung historischer Gebäude wird zudem die Neuproduktion von Baustoffen reduziert und ein Beitrag zur Energieeinsparung geliefert.
Stärkung von Kultur und Tourismus
Die zentralen kulturellen Einrichtungen (zum Beispiel das Museum Humpis-Quartier, das Ravensburger Spielemuseum, das Kunstmuseum und das Wirtschaftsmuseum in der Oberstadt oder die Veitsburg mit der Jugendherberge) stärken die Bedeutung und die Identität der historischen Innenstadt. Die Innenstadt wird immer mehr zum Ziel von Touristen. Deshalb gilt es, die bestehenden Übernachtungsmöglichkeiten durch den Bau von weiteren Hotelzimmern – möglichst durch die Umnutzung von Bestandsgebäuden zu erhöhen. Dies erfolgt derzeit durch die Umsetzung von mehreren Hotelprojekten in der Innenstadt.
Aufwertung des öffentlichen Raumes
Ein erheblicher Teil der Stadtsanierung widmet sich der Gestaltung des öffentlichen Raumes und dessen Aufwertung. Dadurch werden wertvolle Stadtstrukturen, Plätze und Ortsbilder erhalten und weiterentwickelt. Zwischen den verschiedenen Nutzungen wie Wohnen, Handel und Dienstleistungen, Tourismus und Kunden bestehen unterschiedliche Ansprüche und Wünsche an die Steuerung der Verkehrsflüsse, an die öffentliche Parkierung sowie zur Nutzung von öffentlichen Plätzen und Straßen. Diese unterschiedlichen Ansprüche müssen bei jeder Umgestaltungsmaßnahme insbesondere für die Innenstadt auf machbare Kompromisse geprüft und weiterentwickelt werden, immer unter der Berücksichtigung der finanziellen Möglichkeiten der Stadt.
Schaffung von Stellplätzen in Bewohnergaragen und öffentlichen Parkhäusern
Im Innenstadtbereich wurden für eine Grundversorgung der Bewohner Stellplätze in einigen Quartiersgaragen geschaffen, wo dies aufgrund der baulichen Struktur überhaupt machbar war. Weiterhin wurden im Laufe der Zeit mehrere öffentliche Parkhäuser geschaffen, die an den Haupterschließungsachsen liegen. Als Zentrales Parkhaus wurde die Tiefgarage Marienplatz hergestellt. Diese für die Altstadt so wichtige Tiefgarage wird nach den derzeit laufenden Sanierungsarbeiten ab dem Frühjahr 2020 wieder in allen Ebenen nutzbar sein.
Verbesserung der Fußgänger- und Radwegverbindungen zur Innenstadt und in den einzelnen Stadtquartieren – Entwicklung von Mobilitätskonzepten
Eine der Aufgaben in den laufenden Sanierungsmaßnahmen wird deshalb auch sein, bestehende Fußgänger/-Radwegverbindungen in den Sanierungsgebieten und zu den Stadtquartieren und zu den Sanierungsgebieten aufzuwerten, auszubauen und neue Fußgänger-/Radwegverbindungen herzustellen und hierfür Fördermittel zu beantragen, soweit dies nach den Städtebauförderungsrichtlinien möglich ist. Mit der Entwicklung von Mobilitätskonzepten sowie dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs muss es in der Zukunft gelingen, den Individualverkehr zu reduzieren u. a. zur Verbesserung des Stadtklimas und der Luftreinhaltung. Dies gilt auch für die Sanierungsgebiete.
In Ravensburg gab es seit 1971 verschiedene Sanierungsgebiete. In diesen Sanierungsmaßnahmen wurden Fördermittel in verschiedenen Stadterneuerungsprogrammen beantragt, bewilligt und abgerufen. Einige Sanierungsgebiete und Sanierungsprogramme wurden abgerechnet und Sanierungssatzungen aufgehoben. Neue Sanierungsgebiete sind ausgewiesen worden bzw. einige Maßnahmen wurden in andere Städtebauförderungsprogramme übergeleitet.
Die Stadt Ravensburg hat derzeit sechs Städtebauförderungsprogramme in fünf verschiedenen Sanierungsgebieten laufen. Zwei Sanierungsmaßnahmen wurden im Jahr 2018 abgerechnet und die Sanierungssatzungen in Teilbereichen aufgehoben.
1. Sanierungsmaßnahme "Altstadt und Erweiterung" im Städtebauförderungsprogramm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" (ASP)
2. Sanierungsmaßnahme "Umnutzung Bauhütte" – Marienplatz 52 – 58 und Kirchstraße 27 – für die Musikschule im Sanierungsgebiet "Altstadt und Erweiterung" im Förderprogramm "Investitionspakt Soziale Integration im Quartier" (SIQ)
3. Sanierungsmaßnahme "Östliche Vorstadt" im Städtebauförderungsprogramm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" (ASP)
4. Sanierungsmaßnahme "Nordstadt" im Städtebauförderungsprogramm "Soziale Stadt" (SSP)
5. Sanierungsmaßnahme "Weißenau 2010" im Städtebauförderungsprogramm "Stadtumbau West" (SUW)
6. Sanierungsmaßnahme "An der Schussen" im Städtebauförderungsprogramm "Stadtumbau West" (SUW)
Im Jahr 2018 wurden folgende Sanierungsmaßnahmen abgerechnet und die Sanierungssatzungen für Teilbereiche aufgehoben:
Übersichtskarte laufende Sanierungsgebiete
Informationen zu den Sanierungsverfahren finden Sie in der