Archivaliengalerie

Historische Funde

Stadtgeschichte im Stadtarchiv Foto: Stadt Ravensburg / Felix Kästle

Aubert Ulrich und die wundersame Rettung der Liederkranz-Akten

Ravensburg im August 1900: Es war eine laue Sommernacht, als ein lautes Geräusch den Papierfabrikanten Aubert Ulrich aus dem Schlaf riss. Sofort war er mit den Gedanken bei seiner Papierfabrik: Es würde doch kein Unglück geschehen sein? Alarmiert sprang Aubert Ulrich aus dem Bett, um nach dem Rechten zu sehen. Doch seine Mitarbeiter, die nachts die Papierproduktion am Laufen hielten, schauten ihn nur verwundert an. Keiner hatte das laute Geräusch gehört. Nun hellwach blickte Aubert Ulrich sich prüfend um. Da sah er, wie ein Mitarbeiter ein Aktenbündel in die Papiermühle warf. Liederkranz lautete die Aufschrift – Aubert Ulrich reagierte sofort: Wagemutig griff er zwischen die Mahlsteine der Papiermühle und entriss ihr die wertvollen Unterlagen.
So zumindest hielt Aubert Ulrich seine Erinnerungen an diese wundersame Nacht zwei Jahre später – anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Ravensburger Liederkranzes – auf Papier fest. Zu diesem Anlass überreichte er dem Gesangsverein die geretteten Unterlagen. Darunter etwa das erste "Cassa-Buch", in welchem der Verein seit seiner Gründung im Jahr 1827 Einnahmen und Ausgaben festgehalten hatte. Beim vorsichtigen Umblättern der schon leicht brüchigen Seiten erfährt man von ersten Gesangsauftritten und geselligen Vereinsausflügen.
Das Cassa-Buch sowie weitere Schätze aus der fast 200-jährigen Geschichte des Liederkranzes werden heute im Stadtarchiv Ravensburg verwahrt und derzeit erschlossen.

Bild: Stadtarchiv Ravensburg, H 01 Oratorienchor Liederkranz e.V., Bd. 18
Bild: Stadtarchiv Ravensburg, H 01 Oratorienchor Liederkranz e.V., Bd. 18

"Koche mit Gas, Brate mit Gas, Bade mit Gas…"

Das "Adreßbuch der Oberamtsstadt Ravensburg" aus dem Jahr 1930 enthält eine kreative Werbemaßnahme des damaligen städtischen Gaswerks, die in der aktuellen Gaskrise eine besonders interessante historische Quelle darstellt. Auf allen Seiten des über zweihundert Seiten starken Bandes erschien ein Hinweis zu den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Gas im Haushalt. Aufgefordert wurde zum Kochen, Braten, Dörren, Rösten, Sterilisieren, Bügeln, Baden, Waschen, Heizen, Löten und Schweißen mit Gas. Hintergrund der Werbemaßnahme, die in der Reihe der Adressbücher der Stadt einzigartig blieb, war sicherlich der 1929 vollendete Neubau des Apparate- und Reinigungshauses des Ravensburger Gaswerks in der Georgstraße und der Rückgang des Gaslichtkonsums durch die Umstellung auf elektrische Beleuchtung, vielleicht auch ein Einbruch des Gaskonsums aufgrund der Weltwirtschaftskrise. Gas blieb zu dieser Zeit jedoch weiterhin das bevorzugte Mittel zum Heizen, zum Kochen und Backen und zum Baden mit Gasbadeeinrichtungen. Auch Gaskühlschränke kamen in dieser Zeit auf. Mit seiner Werbeaktion wies das städtische Gaswerk auch auf seinen ständigen Ausstellungsraum "am Platz" in der Bauhütte hin, in dem man sich über den Einsatz von Gas im Haushalt informieren konnte. Das Gaswerk in der Georgstraße hatte am 1. November 1862 seinen Betrieb aufgenommen und stand seit 1867 unter städtischer Verwaltung.

Bild: Stadtarchiv Ravensburg, R 52, 1930
Bild: Stadtarchiv Ravensburg, R 52, 1930

"Dann werden uns die 'stummen' Fische mit einem fröhlichen 'Petri Heil' danken"

Hubert Vogler (geboren 1876 in Ravensburg) ist Zeichner und Verfasser dieser Karte über das Flussgebiet der Schussen und Rothach, die er zu Ostern 1894 dem königlichen Oberjägermeister und Vorsitzenden des württembergischen Landesfischereivereins Detlev von Plato (1846-1917) widmete. Thematisiert werden in diesem wertvollen Dokument die mehr als zweihundert fischereischädigenden Anlagen und Hindernisse, der Rückgang des Fischbestandes sowie die Verunreinigung der Schussen, der Wolfegger Ach und ihrer Nebenflüsse zu Ende des 19. Jahrhunderts. Verursacht wurden diese durch die Papierfabriken in Mochenwangen, Baienfurt und in der Höll bei Wolfegg sowie durch die Zuckerfabrik Altshausen. Hubert Vogler, der ein Jahr später auch ein Werk über die Otterjagd mit Hunden verfasste, lag als Jäger, Angler und Verfechter des Artenschutzes daran, durch neue gesetzliche Regelungen die fischschädigenden Hindernisse zu beseitigen, Fischwege anzulegen und für die Verunreinigung der Gewässer durch Gewerbeanlagen zu sensibilisieren. So hoffte er, dass es ihm die "stummen" Fische mit einem fröhlichen "Petri Heil" danken werden. 

Bild: Stadtarchiv Ravensburg, S 70 Karten und Pläne, Ka 510
Bild: Stadtarchiv Ravensburg, S 70 Karten und Pläne, Ka 510

Fahrplan für das Dampfbähnle im Schussental

Aus privatem Besitz konnte das Stadtarchiv diesen wertvollen und seltenen Fahrplan der von 1888 bis 1959 zwischen Ravensburg und Weingarten kursierenden Straßenbahn übernehmen. Der Fahrplan stammt aus dem Jahr 1889 und damit aus der Frühzeit des "Bähnle". Los ging es am Bahnhof in Ravensburg. Über die Haltestellen am Frauentor, am Gasthaus Heilig Kreuz, am Krankenhaus 14 Nothelfer und an der damaligen Schlossstraße (heute Ecke Abt-Hyller-Straße/Waldseer Straße) fuhr die Bahn in 20 Minuten zum Bahnhof nach Weingarten. Nachdem es 1957 zu einem schweren Unfall gekommen war und ein Jahr später die Höchstgeschwindigkeit der Bahn auf 10 km/h reduziert worden war, wurde der Betrieb der Lokalbahn zum 1. Juli 1959 eingestellt und durch Omnibusse der Deutschen Bahn ersetzt.    

Bild: Stadtarchiv Ravensburg
Bild: Stadtarchiv Ravensburg

Rarität aus dem 14. Jahrhundert

Unter den Bänden der Alten Ravensburger Stadtbibliothek befindet sich eine besondere Rarität der Einbandforschung. Häufig sind ältere Bücher mit den Resten mittelalterlicher Pergamenthandschriften eingebunden worden. Meist handelt es sich dabei um lateinische, weniger um deutschsprachige Handschriften. Hier werden zwei 1538 und 1539 erschienene Drucke (Nr. 2370) von einem Pergamentstück der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zusammengehalten, das ein Textfragment aus dem Lehenrecht einer Version des Sachsenspiegels darstellt. Diese besondere Ravensburger Handschrift wurde jetzt in den Handschriftencensus (handschriftencensus.de) aufgenommen, eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferungen deutschsprachiger Texte des Mittelalters.

Bild: Stadtarchiv Ravensburg, Alte Stadtbibliothek, Nr. 2370
Bild: Stadtarchiv Ravensburg, Alte Stadtbibliothek, Nr. 2370

Die schöne Jahreszeit in Ravensburg um 1910

Auf dieser gemalten Postkarte aus der Zeit um 1910 zeigt sich Ravensburg von seiner heiteren Seite. Der Mehlsack, auf dem die württembergische Fahne weht, übertrifft die Veitsburg und den Veitsburgpavillon mit einer grandiosen Aussicht auf die Alpenriesen. Kämen dazu noch ein oder zwei Bier von der Veitsburg per Seilwinde herüber, so könnte auf dem Mehlsack – in unsere Zeit übertragen – ein pandemie-konformer "Ein-Personen-Biergarten" eröffnet werden.

Stadtarchiv Ravensburg, S 01 Fotosammlung, Nr. I 1 a RV
Stadtarchiv Ravensburg, S 01 Fotosammlung, Nr. I 1 a RV

Osterspaziergang um 1930

Ein Osterspaziergang führt ein Paar im Frühjahr 1930 vor die Tore der Stadt. Entlang der Schussen mit Stock und Schirm schweift der Blick aus Süden über die Türme der Stadt.

Stadtarchiv Ravensburg, H 01 Oratorienchor Liederkranz Ravensburg e. V., Plakatsammlung 1.
Stadtarchiv Ravensburg, H 01 Oratorienchor Liederkranz Ravensburg e. V., Plakatsammlung 1.

Der Vogelhändler zur Fasnacht 1923

Zur Fasnacht 1923 führte der Liederkranz im Konzerthaus die Operette Der Vogelhändler von Carl Zeller auf. Mit Tanzeinlagen, Orchester und zahlreichen Mitwirkenden war nicht nur eine volle Bühne gesichert. Wie der handschriftliche Zusatz zeigt, ging der Reinertrag der sechs  Aufführungen kurzfristig an die Bevölkerung des im Januar 1923 von französischen und belgischen Truppen besetzten Rhein- und Ruhrgebiets. Die Ruhrbesetzung hatte in der gesamten Weimarer Republik Empörung ausgelöst.

Stadtarchiv Ravensburg, S 01 Fotosammlung, Nr. I 1a.
Stadtarchiv Ravensburg, S 01 Fotosammlung, Nr. I 1a.

Silvester 1966

So sah die Silvesternacht im Jahr 1966 in Ravensburg aus. Bis weit in den Süden der Stadt fröhliches Böllern und Schießen vor der Silhouette von Mehlsack, Obertor, Spitalturm, Stadtkirche, Untertor und Rathaus.

Stadtarchiv Ravensburg, S 01 Fotosammlung, Nr. I 1a.
Stadtarchiv Ravensburg, S 01 Fotosammlung, Nr. I 1a.

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Abteilung: Stadtarchiv Ravensburg
Telefon: 0751 82-2776

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88212 Ravensburg

 

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